Pressemitteilung -
Langlebigkeit: Kalkulierbares Risiko?
Bonn, 14. Dezember 2016: Die Lebenserwartung der Deutschen steigt. Vor kurzem feierte der älteste Bundesbürger seinen 111. Geburtstag. Das Erreichen dieses Lebensalters gilt im Moment zwar noch als absolutes Ausnahme-Phänomen, aber in Zukunft könnte das keine Seltenheit mehr sein. Wird die Lebenserwartung auch künftig weiter steigen und besteht die Möglichkeit die Lebenserwartung für die Zukunft verlässlich prognostizieren zu können? Diesen Fragen ging die Zurich Gruppe Deutschland gemeinsam mit Beratungsgesellschaften, Demografie-Experten von Hochschulen und Bundesinstituten im Rahmen einer Langlebigkeitsstudie nach. Insbesondere die Situation der Menschen ab Alter 50 Jahre wurde in der Studie beleuchtet. Demnach gibt es keine Erwartung für eine wesentliche kurzfristige Veränderung, die die durchschnittliche Lebenserwartung von 83,2 Jahren[1] eines heute 50-Jährigen auch in der Zukunft erheblich verändern würde.
Hat der Mensch ein „natürliches Verfallsdatum“?
Es gibt positive und negative Faktoren, die auf die Lebenserwartung Einfluss haben. Zu den positiven Treibern gehören zum Beispiel die medizinische Entwicklung und die gesunde Lebensweise der Deutschen. Negative Auswirkung auf die Lebenserwartung haben Umweltgifte und Erkrankungen. Die Autoren stellen in der Studie fest, dass bei Personen ab Lebensalter 50 die Auswirkungen dieser Faktoren besser vorhergesagt werden können. Für jüngere Personen sind die Effekte der negativen und positiven Treiber durch die Wirkung über einen längeren Zeitraum kaum abschätzbar. Grundsätzlich heißt es in der Studie, dass das maximale Alter in den letzten ca. 130 Jahren zwar gestiegen ist, allerdings nicht so stark wie die Lebenserwartung bei Geburt. Geht man davon aus, dass es ein maximales Lebensalter Ω gibt, dann steuert alles auf ein „natürliches Verfallsdatum“ (genetische Grenze) des Menschen hin, auch wenn die Autoren der Studie noch nicht beziffern können, wo diese Grenze liegt.
Längere Lebenserwartung – höhere Kosten: Wie soll das finanziert werden?
Auch wenn noch nicht beziffert werden kann, wo die genetische Altersgrenze der Menschen liegt, haben sich die Experten auch mit der grundsätzlich erfreulichen Entwicklung der längeren Lebenszeit beschäftigt. Denn die längere Lebenszeit und damit verbundene Kosten der Gesellschaft durch zum Beispiel Rentenzahlungen und medizinische Versorgung stellt nicht nur den Gesetzgeber, sondern auch die Versicherungswirtschaft vor neue Herausforderungen. Daher haben die Experten analysiert, wie sich das Risiko der Langlebigkeit[2] finanzieren lässt. Die Antwort liegt in der Diversifizierung. Schließt man viele einzelne Rentnerinnen und Rentner mit ähnlichen Eigenschaften zu einer Gruppe zusammen, so gleichen sich die individuellen Risiken der Gruppenmitglieder durch Zufallserlebnisse, wie Unfälle und akute Erkrankungen, gegenseitig aus. Erst in einem solchen Kollektiv wird das Langlebigkeitsrisiko kalkulierbar. Der Diversifizierungsprozess wird dabei in vier Stufen unterteilt. Das unsystematische Risiko der individuellen Langlebigkeit wird verringert, durch die Bündelung in Kollektive. Diese Kollektive, mit ihren jeweiligen Merkmalen, müssen untereinander ausgeglichen werden. Dabei spielen regionale und gesellschaftliche Faktoren eine wichtige Rolle.
Die Risiken für die Versicherer können zusätzlich durch Rückversicherungen reduziert werden und somit breiter gestreut werden. In einem vierten Schritt würden die Risiken durch eine Verbriefung an den Kapitalmärkten weiter diversifiziert werden. Diese bewährten Schritte wären ausreichend, um dem Risiko der gestiegenen Lebenserwartung zu begegnen. Entscheidend dafür ist, dass unerwartete materielle Abweichungen in der durchschnittlichen Lebenserwartung unwahrscheinlich sind.
Die gesamte Studie kann telefonisch unter 0228 268 1212 oder per Mail media@zurich.de angefordert werden.
Informationen zu Studie:
Auf Initiative der Zurich Gruppe in Deutschland wurde in einem Zeitraum von Oktober 2015 bis März 2016 die Frage nach der Versicherbarkeit des Langlebigkeitsrisikos mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft erörtert. Im Rahmen der Untersuchung wurde insbesondere die Lebenssituation der heute 50-jährigen Deutschen beleuchtet. Mitwirkende an der Studie waren unter anderem Martina Backes, Dipl. Math. Aktuar (DAV), Geschäftsführerin Aeiforia GmbH, Alfred E. Gohdes, Chefaktuar bAV bei Willis Towers Watson Deutschland, Sören Hagedorn, Dipl. Wirt. Math. Aktuar (DAV), PwC Wirtschaftsprüfung, Prof. Dr. Karl Michael Ortmann, Aktuar (DAV), FIA, Beuth Hochschule für Technik Berlin, Cord-Roland Rinke, Dipl. Math., Aktuar (DAV), Managing Director, Life & Health – Asia and Longevity, Honnover Re, Carlos Schmitt, Finanzvorstand Zurich Gruppe Deutschland, Univ.-Prof. Dr. Norbert F.Schneider, Direktor Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Gastprofessor am Institut für Soziologie an der Universität Mainz, Dr. Rembrandt Scholz, Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg, Direktor des Instituts für Versicherungsbetriebslehre und Sprecher des Center for Health Economic Research Hannover der Leibniz Universität Hannover.
[1] Berechnung der Lebenserwartung eines heute 50-Jährigen Mannes erfolgte über www.7jahrelaenger.de
[2]Unter dem Langlebigkeitsrisiko wird die Gefahr verstanden, dass die Personen eines gegebenen Kollektivs im Mittel länger leben als vorab kalkuliert.
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